Die Ökonomie des Krieges – Oder warum Kriege nicht enden… Teil 1 – Kolonialismus / Postkolonialismus
Die Ökonomie des Krieges - Oder warum Kriege
nicht enden.
Teil 1 - Kolonialismus / Postkolonialismus
„Auch guter Herren Bitte, ist ein
Mordgeschrei.“
Sprichwort
Sprichwort
Krieg - Ein Bombengeschäft
Krieg. Für mich als friedliebender Mensch, der für sich in Anspruch nimmt, Pazifist zu sein, gibt es (fast) nichts Widerwärtigeres als Krieg! Und um ein Beispiel dafür zu nennen, was noch widerwärtiger ist als Krieg: Das Geschäft mit dem Krieg ist noch widerwärtiger…
Angesichts der Äußerungen des vielleicht
zukünftigen us-amerikanischen Präsidenten, mehr Truppen nach Afghanistan zu
entsenden oder den immer wieder aufkeimenden Debatten zu Kampfeinsätzen der
Deutschen Bundeswehr in Afghanistan, die vor dem Hintergrund der Nato-Doktrin
„Sicherung der strategischen Rohstoffversorgung“ geführt werden, ist zu
befürchten, dass unsere politisch Verantwortlichen eines Tages vor den
Lobbyisten einknicken werden und junge Männer/Frauen in großem Stil für Öl, Gas
oder Erze verheizt werden; in kleinerem Maßstab werden sie ja schon dafür
verheizt.
Doch was bedeuten schon diese Maßstäbe… ein
einziger, verblendeter, verführter, zum kämpfen gegen seine eigenen Interessen
verleiteter toter Mensch, geopfert auf dem Altar der Profitmaximierung, ist zu
viel – DAS ist mein Maßstab. Wenn es wenigstens tatsächlich um die Verteidigung
der strategischen Rohstoffversorgung oder deren Kontrolle im Interesse eines
Staates ginge… aber tatsächlich geht es zum einen um den Nachschub für die
entsprechenden, diese Rohstoffe verwertenden Industrien und zum anderen
schlicht um das Führen von Krieg an sich.
Will man etwas zur Ökonomie des Krieges sagen,
dann kommt der ganze Zynismus in dem Satz zum Vorschein: Es ist profitabler,
einen Krieg auszubeuten als ihn zu gewinnen. Leider ist das nicht immer
offenbar… und wird aus gutem Grund in der öffentlichen Berichterstattung tunlichst verschwiegen.*1 Leider, und für die
Menschheit unrühmlich, gibt es reichlich Gelegenheit diese Aussage zu
überprüfen. Jedenfalls kann man dieses Fazit für eine menschenverachtende
Politik aus der Betrachtung der nicht enden wollenden Kriege z.B. in Afrika
ziehen, die mittlerweile schon so lange dauern, dass in der Zwischenzeit
sämtliche (auch die ehemals geheimen) Details offenbar geworden sind.
Es soll bestimmt nicht positiv oder beschönigend
klingen: Die Ost-West-Blockkonfrontation hatte einen ordnungspolitischen
Einfluss auf Afrika, der sich in einer weitgehenden Stabilität der (auch der
unter Umständen unmenschlichen) Verhältnisse ausdrückte. Als nach dem Ende der
Ost-West-Konfrontation Afrika seine geostrategische Bedeutung weitgehend
verloren hatte, eröffneten sich autoritären Regierungen, Armeeangehörigen,
Bandenchefs, Söldnern und sogar Teilen der Zivilbevölkerung Möglichkeiten einer
„Bürgerkriegsökonomie“ und man konnte sich kurzfristige politische Vorteile
verschaffen oder sich persönlich bereichern; was oft in einer Gleichzeitigkeit
geschah und noch immer geschieht.
Ermöglicht wird dies durch den Handel mit dem
Norden; natürlich unter den Bedingungen der WTO, des IWF und der Weltbank, die
den willfährigen Staatsprofiteure ihre altbekannten (falschen) Rezepte verordnen:
Staatliche Funktionen zurückführen, Einsparungen oder Privatisierung im
Sozialbereich, Deregulierung von Arbeitnehmer-Schutzrechten, Marktöffnung für
transnationale Konzerne und Kapital. Damit, und durch den Einsatz privater
Sicherheitsfirmen (man kann auch Söldner dazu sagen), sorgt man gleichzeitig
mit der Schaffung von Abhängigkeiten auch dafür, dass diese Staaten
zahlungsfähig bleiben.
Ohne diese finanzielle Zufuhr durch den Handel
mit Rohstoffen, wären viele der afrikanischen Kriege längst am Ende. Das lässt
sich besonders „schön“ am Beispiel Angola zeigen. Dort haben die
transnationalen Konzerne genauso wenig Interesse an der Beendigung des
Konfliktes wie die korrupten Warlords; mittlerweile zählt Angolas Präsident
dos Santos zu den reichsten Männern der Welt und sein Widersacher, der UNITA-Führer
Jonas Savimbi, gehörte bis vor nicht allzu langer Zeit (bevor er von der
Armee getötet wurde) diesem Club ebenfalls an. *2
Es geht um Diamanten und Erdöl. In Angola
finanziert der Handel mit Diamanten und Öl einen seit vier Jahrzehnten
andauernden Krieg. Weit über 10 Jahre dauerte der bewaffnete Kampf gegen die
portugiesische Kolonialherrschaft. Nach der Unabhängigkeit 1974 ging die
bewaffnete Auseinandersetzung in einen Bürgerkrieg zwischen der MPLA-Regierung
(Volksbewegung für die Befreiung Angolas – unterstützt von der UdSSR und Kuba)
und der Rebellenbewegung UNITA (Nationalunion für die volle Unabhängigkeit Angolas
– unterstützt von den USA und Apartheid-Südafrika) über.
Nach dem Ende der Blockkonfrontation hat Angola
nur fünf Jahre eines brüchigen Friedens erlebt, der immer wieder in
kriegerischen Aktionen untergeht, die auf dem „Rücken“ der Zivilbevölkerung
ausgetragen werden; Zehntausende sind nach Unfällen mit Landminen verkrüppelt, Millionen
Minen liegen noch in der Erde und stellen eine permanente Gefahr für die
Bevölkerung dar. Angola ist eines der wirtschaftlich ärmsten Länder überhaupt,
aber in Bezug auf Bodenschätze das viertreichste Land der Welt.
Der Krieg erlaubt es Regierung wie Rebellen
gleichermaßen, die soziale Not der Bevölkerung zu ignorieren – die Menschen
werden von beiden Kriegsparteien terrorisiert und ausgeplündert;
Hauptfinanzierungsquelle ihrer Kriegsfinanzierung erzielt die UNITA mit
„blutigen“ Diamantenverkäufen auf den Märkten Europas; die MPLA-Regierung
Angolas finanziert den Krieg mit Erdölverkäufen an die USA. Deshalb haben die
USA politisch die Seiten gewechselt und nach über 20 Jahren die Unterstützung
der UNITA aufgegeben und unterstützen jetzt den ehemaligen „kommunistischen
Feind“. Firmen wie Elf Aquitaine und Chevron verdienen doppelt an dem Handel
mit Angola, indem sie einerseits Öl exportieren und andererseits über
Zwischenhändler Waffen importieren. Der Direktor von Elf-Aquitaine in Angola
hat zugegeben, dass sein Vorgänger jahrelang für die UNITA Waffen nach Angola
geschmuggelt hat. *3
Niemand soll jetzt denken, dass ich in diesem Artikel nur
über Angola geschrieben hätte… ich habe – im übertragbaren Sinne – über ALLE Kriege
geschrieben! Denn was auch immer als Begründung herhalten muss, Krieg ist Big
Business; wobei sich diese Aussage nicht nur auf das Führen der Kriege an sich
bezieht, sondern auch auf die Nachkriegszeit, in der schließlich wieder
aufgebaut werden muss, was im Kriege zerstört wurde. Schließlich ist Krieg,
jedenfalls für die Sieger, auch deswegen Big Business, weil Kapitalien immensen
Ausmaßes umverteilt werden, wenn z.B. den Verlierern Reparationszahlungen aufgezwungen werden oder man sich die Kontrolle
z.B. von Bodenschätzen, Industrien oder Durchleitungsrechte sichert.
Weiteres dazu im 2. Teil
Anhang *1:
Weiteres dazu im 2. Teil
Anhang *1:
Bericht über die militärische Sicherung strategischer Rohstoffe und Beteiligung
der Bundeswehr siehe unter: http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden...g06-schramm.html
Anhang *2:
Artikel zum Thema Ökonomie des Krieges siehe unter:
http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden...kriegsheren.html
Anhang *3:
Bericht über die blutigen Diamanten im südlichen Afrika siehe unter:
http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden.../diamanten2.html
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