Das Bedingungslose Grundeinkommen ist nicht die Lösung, sondern ein Teil des Problems
Das
Bedingungslose Grundeinkommen ist nicht die Lösung, sondern ein Teil
des Problems
Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen,
durch die sie entstanden sind.
Albert
Einstein
Neulich schaute ich mir eine Sendung des ZDF an, in
der Richard David Precht über „Die Zukunft der Arbeit“ sprach und ein
Bedingungsloses Grundeinkommen als aller Probleme Lösung vertrat. Ach ja, das
leere Geschwätz des öffentlich-rechtlichen Philosophendarstellers. Als
Gewerkschafter habe ich gelernt, dass es einen Interessenkonflikt zwischen
Kapital und Arbeit gibt. Und als Betriebsrat habe ich lernen müssen, dass es
gute und schlechte Kompromisse beim Interessenausgleich gibt. Meine Erfahrung
ist, dass der Interessenausgleich immer dann schlecht für die Beschäftigten
ausging, wenn das Kompromissangebot von der Kapitalseite kam.
Ich habe so meine Bedenken, wenn als neoliberal identifizierbare
Moderatoren wie Lanz etc. einen Precht vom BGE schwadronieren lassen und dann
noch nicht einmal nachfragen, wie ER sich das vorstellt. Es ist schon so, man
hört einen Begriff und glaubt zu wissen was er bedeutet, verzichtet auf das Nachfragen
und wundert sich, dass der andere etwas anderes meinte als man sich selbes
vorstellte.
Eine einzelne Maßnahme, wie das BGE ist nicht die
Lösung für das Problem, das in Prechts Analyse beschrieben wurde. Wenn er sagt,
dass durch die Digitale Transformation in der Wirtschaft 20% der Arbeitsplätze
ersatzlos verschwinden, dann wird man das nicht mit BGE regeln können – zumal nicht
mit einem Modell, wie es Unternehmer oder die FDP vorsieht.
Das gleicht dem Argument, das Zbigniew
Brzezinski (vier Jahre lang Nationaler Sicherheitsberater von US-Präsident
Jimmy Carter) in den 1990er Jahren ins Spiel brachte. Er meinte, dass man all
die Leute, die man im Produktionsprozess nicht mehr brauchte, mit „Tittytainment“
stillhalten könnte. „Tittytainment“, so Brzezinski, sei eine Kombination von «Entertainment»
und «Tits», dem amerikanischen Slangwort für Busen. Brzezinski denkt dabei
weniger an Sex als an die Milch, die aus der Brust einer stillenden Mutter
strömt. Mit einer Mischung aus betäubender Unterhaltung und ausreichender
Ernährung könne die frustrierte Bevölkerung schon bei Laune gehalten werden.
*1
Wir brauchen eine sozial-ökologische Transformation
und die besteht aus mehreren Komponenten:
> >Zur kurzfristigen Bewältigung des Beschäftigungsabbaus
brauchen wir eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich, in gleicher
Höhe wie der Beschäftigungsabbau.
>Wir brauchen einen Öffentlichen Beschäftigungssektor,
mit dem gesellschaftlich nützliche Arbeiten erledigt werden, die wenig- oder unprofitabel
sind und deswegen heute nicht erledigt werden.
WWir brauchen eine andere Berechnungsgrundlage der
Unternehmer-Beiträge zu den Sozialversicherungen (Profit statt Lohnsumme) und die
Streichung der Privilegien für Höchstverdiener (Beitragsbemessungsgrenzen in
den gesetzlichen Sozialversicherungen) unter Beibehaltung der demokratischen
Mitbestimmungsrechte der Beschäftigten.
>Eine einmalige Vermögensabgabe von 25 % oberhalb eines
Schonvermögens von 1 Mio. Euro/Person und die Einführung einer Vermögenssteuer
von 5 – 10% für selbe Personengruppe zur Entschuldung der Öffentlichen Hand und
Finanzierung der Transformationskosten und
>Investitionen zur Überführung von Schlüsselindustrien
unter demokratische Kontrolle, Investitionen zum Einstieg in die
Wasserstoff-Wirtschaft und die Neuausrichtung des Bildungssystems
Die Lösungen
können also nicht ausschließlich innerhalb des Systems gefunden werden, sondern
wir brauchen eine Weiterentwicklung unserer Wirtschaft, da alle Parameter und
Kriterien zur Beschreibung erfolgreichen Wirtschaftens nicht auf Nachhaltigkeit
ausgerichtet sind. Wir haben nur einen einzigen Planeten und dessen Ressourcen
sind endlich – folglich ist unendliches Wachstum nicht möglich. Wenn Precht
also mit einem BGE lediglich die Stabilisierung der zahlungsfähigen Nachfrage,
also des weiter grenzenlosen Konsums, vorschlägt. Dann ist das ein Teil des
Problems und nicht die Lösung.
Wilfried John
*1 – Zitat stammt aus dem Buch "Die Globalisierungsfalle - Der Angriff
auf Demokratie und Wohlstand" von
Hans-Peter Martin und Harald Schumann. Erschienen 1998 im Rowohlt Taschenbuch
Verlag. ISBN 3 499 604507
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