Fünf Brote und zwei Fische… – Über Einbildungen
der Hochseefischerei
Was für ein Ende soll die Ausbeutung der Erde
in all den künftigen Jahrhunderten noch finden? Bis wohin soll unsere Habgier
noch vordringen?
Gaius Plinius Secundus Maior; Römischer Gelehrter, ca. 23
bis 79 n.Chr.
Noch
vor 50 Jahren bildete man sich ein, der Reichtum der Meere sei unerschöpflich
und nur Wenige machten sich über Ökologie oder Artenschutz Gedanken; jenen die
es taten, rief man Spinner nach (und das ist noch der freundlichste Ausdruck).
Die Fangflotten wurden schneller, größer und mächtiger als die Einsicht… und es
ist ihnen bis heute gelungen, die Bestände der wichtigsten Speisefische bis auf
einen Bruchteil der früheren Fülle zu plündern. Es stellt sich in manchen
See-Regionen, für manche Art bereits die Frage: Gibt es noch einen Weg zurück?
Viele
Meeresumweltschützer sind der Meinung, dass die Überfischung der Meere
heutzutage die größte Bedrohung für die Meeresumwelt darstellt. Allenthalben
ist zu lesen: „Der Menschheit Verlangen nach Fisch, übersteigt die
Belastungsgrenzen des maritimen Ökosystems bei weitem – mit katastrophalen
Folgen für die Ozeane. Wissenschaftler warnen davor, dass die Überfischung die
Meeres-Ökosysteme tiefgreifend verändern wird; ein Wandel, der sich
möglicherweise als irreparabel erweisen wird.“ Das stimmt so nicht! Ich möchte
mit diesem Artikel zeigen, worin der wirkliche Grund für den Raubbau liegt.
Das
Märchen vom unendlichen Reichtum der Meere
Hätte man zu Beginn des 20. Jahrhunderts behauptet, der Fisch in den Meeren könne einmal zu Ende gehen, man wäre für verrückt gehalten worden. Dann begann die industrielle Fischerei, die allerdings bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts von zwei Weltkriegen unterbrochen wurde, die auch auf See ausgefochten wurden. Selbst lange nach dieser Zwangspause der beginnenden industriellen Fischerei, erschienen die Fischbestände noch unendlich. Viele glaubten sogar, dass das Meer die Ernährung der stetig wachsenden Weltbevölkerung auf Dauer sichern könnte; man müsse den Fisch ja nur heraus fangen. Selbst angesehene Wissenschaftler stellten Thesen auf, nach denen z.B. der Krill den Eiweißbedarf der Menschheit werde decken können.
Doch
in den vergangenen Jahrzehnten eroberte der technische Fortschritt nicht nur
die Kontinente, sondern auch die Meere (siehe auch den Artikel „Das Trojanische
Pferd wiehert – Über die ungebremste Ausbeutung von Bodenschätzen in der
Tiefsee“). Immer größere Fangschiffe mit immer größeren Motoren konnten immer
größere Netze ausbringen. Und das mit tödlicher Präzision. Wo früher
scharfkantige Riffe und Wracks großzügig umfahren werden mussten, um die teuren
Netze nicht zu gefährden, sorgen heute hochgenaue 3D-Sonargeräte und digitale
Karten in Verbindung mit der Satellitennavigation für metergenaues Befischen
selbst schwierigster Fischgründe. Auf dem freien Meer können große
Fischschwärme geortet, umfahren und bis auf das letzte Exemplar erbeutet
werden. Allein seit 1950 hat sich, dank dieser Fortschritte, die Menge des
gefangenen Fisches vervierfacht. Im Jahr 2006 lag die weltweite Fangmenge etwa
bei 80 Millionen Tonnen pro Jahr.
Gefährliche
Gier nach Fisch
Der
Bestand der großen Speise- und Raubfische wie Thunfisch, Schwertfisch und Haie
ist um 90 Prozent zurückgegangen. Gerade die für die Fortpflanzung so wichtigen
Altfische, die durch ihre Größe viele Nachkommen zeugen könnten, fehlen. Laut
der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gelten mehr als die Hälfte aller
Fischbestände als bis an die biologische Grenze befischt. Ein weiteres Viertel
gilt als überfischt beziehungsweise völlig erschöpft. Aus dem neuen
Fischereireport der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) geht
hervor, dass der Zustand noch schlimmer ist und rund 80 Prozent der
Fischbestände in den Weltmeeren überfischt oder bis an die Grenzen ausgebeutet
sind; Tendenz immer noch steigend.
Jahrzehntelang
wichen die Fischer auf immer neue, weiter entfernte Fischbestände aus, um ihre
Netze zu füllen. Doch auch dies wird zukünftig nicht mehr möglich sein. Nur
noch drei Prozent der weltweiten Fischbestände gelten als wenig befischt.
Danach ist mit dem Raubbau endgültig Schluss! Bildung kommt von Bild… stellen
wir uns das einmal anschaulich vor: Würden wir unsere heimischen Wälder auf
diese Weise ausnutzen, lebten wir längst in einer baumarmen Steppe.
Dubiose
Praktiken
Trotz
immer ausgefeilterer Technik wird in vielen Punkten heute noch so gefischt wie
zu Urgroßvaters Zeiten: Das Wissen über die ökologischen Zusammenhänge im Meer
ist erschreckend gering. Bei vielen Methoden wird kaum Rücksicht auf die Natur
genommen. So sieht der Fischer erst dann, was er im Netz hat, wenn der Fang
sterbend an Bord liegt. Fischt er mit feinen Netzen auf kleine Fische, sterben
als so genannter Beifang allzu oft auch Jungfische größer werdender Arten, ohne
dass diese sinnvoll genutzt werden können.
Werden
Netze über den Grund geschleppt, geraten dort auch Krabben, Seesterne und
andere Meerestiere hinein. Und was nicht ins Netz gerät, weil es wie etwa
Muscheln festsitzt, wird von den Rollen der Netze oder den Metallketten, die
zum Aufscheuchen am Boden lebender Arten dienen, zerschlagen. In der Nordsee
werden weite Bereiche bis zu dreimal jährlich förmlich umgepflügt. Dadurch
werden Seegraswiesen und in tieferen Bereichen wertvolle Kaltwasserkorallen zerstört
– und damit auch die Kinderstuben der Jungfische.
Gezählt
und registriert wird nur der letztlich an Land verkaufte Fisch. Was ungenutzt
über Bord geht, weiß man nicht genau. Schätzungen von Wissenschaftlern gehen
von durchschnittlich einem Drittel des Fanges aus; beim Fischen auf Schollen
und Krabben gar von 80 Prozent, also vier Fünftel der am Ende genutzten Fänge.
Die
Politik (z.B. in der EU) geben meist nur Lippenbekenntnisse ab. Man müsse in
See-Regionen Verträglichkeitsprüfungen durch- und/oder Regulierungen einführen.
Meist hat die Fischerei-Industrie die Fischgründe bereits erschlossen, noch
bevor eine Verträglichkeitsprüfung ihrer Aktivitäten durchgeführt worden ist.
Außerdem sind die Regulierungen innerhalb der Fischerei-Industrie äußerst
ungenügend.
In Wirklichkeit wird die heutige Fischerei von Fangschiffen dominiert, die das natürliche Regenerationsvermögen der Fischbestände bei weitem übertreffen. Schiffe, wie oben schon erwähnt, mit modernster Sonar-Technik ausgestattet, können Fischbestände und Fanggelände schnell und präzise orten. Aber diese Schiffe gleichen auch gleichzeitig schwimmenden Fabriken, die über Verarbeitung- und Verpackungsanlagen sowie große Kühlsysteme verfügen.
Zustand
der Bestände
Beutejäger,
die ganz oben in der Nahrungskette stehen, sind ein Schlüsselindikator für die
Gesundheit des Ökosystems. Ihre Populationen schwinden in beängstigendem Tempo.
Von den großen Fischen, die viele von uns so gern essen, wie etwa Tunfisch,
Schwertfisch, Marlin, Kabeljau, Heilbutt, Rochen und Flunder sind seit Beginn
der industriellen Fischerei in den 1950er Jahren 90 Prozent der Bestände leer
gefischt worden. Der Schwund an solchen "Top-Spezies" kann einen
Wandel der gesamten Meeresumwelt verursachen, wenn kleine, Plankton fressende
Fischarten an die Stelle von kommerziell wertvollem Fisch treten. Es ist nicht
auszuschließen, dass noch in diesem Jahrhundert Rekordernten von Quallen die
von Menschen normalerweise verzehrten Fischarten ersetzen werden.
Solche
Veränderungen gefährden die Meere in ihrer Struktur und Funktion. Aber das Meer
schlägt zurück… leider trifft es gerade DIE nicht oder nicht besonders hart,
die sich an ihm vergriffen haben. Die oben angesprochenen Veränderungen
bedrohen auch diejenigen, deren Lebensgrundlage immer schon das Meer gewesen
ist: die Küstenfischerei Afrikas, Asiens und Lateinamerikas. Das Meer bedroht
die Menschen dort mit dem Hungertod. Oder sind es vielleicht doch Menschen,
welche anderen Menschen das antuen?
Aber
auch in den industrialisierten Ländern droht der Kollaps in der Fischerei Opfer
zu kosten; wenn die auch nicht den Hungertod fürchten müssen. Als 1992 die
Kabeljaufischerei vor Neufundland/Kanada zusammenbrach, gingen damit auch
40.000 Arbeitsstellen in der Industrie verloren. Die Kabeljaufischerei in der
Nord- und Ostsee sieht nun dem gleichen Schicksal entgegen und steht kurz vor
dem Kollaps. Aber statt nach einer langfristigen Lösung zu suchen, blickt die
Fischerei-Industrie nun auf den Pazifik – doch das ist kein Ausweg. Politiker
ignorieren noch immer den Rat von Wissenschaftlern, was das richtige Management
der Bestände und die Notwendigkeit einer nachhaltigen Fischerei bei gefährdeten
Arten angeht.
Letzte
Chance für die Meere – Reform der EU-Fischerei
Die
europäische Fischerei ist eine der verheerendsten der Welt. Das wissen auch die
politisch Verantwortlichen in Brüssel. Bis 2013 wollen sie die Fischereipolitik
der EU grundlegend reformieren – das wäre eine riesige und wohl auch die letzte
Chance für das Ökosystem Ozean. Hemmungslose Überfischung, zerstörerische
Methoden und steigender Konsum bedrohen nicht nur das Leben im Meer. Besonders
an den Küsten Afrikas ist auch die Ernährung vieler Menschen gefährdet. Fisch
ist ihre Hauptproteinquelle. Die großen Industriefangschiffe der EU überfischen
die afrikanischen Gewässer und zerstören die Lebensgrundlage der Menschen. Die
EU-Kommission stellte jetzt Vorschläge (das sog. Grünbuch) offiziell vor, in
denen die EU-Politik der nächsten Jahre beschrieben wird.
In
ihrem Grünbuch schlägt die EU-Kommission mehrere Maßnahmen vor, um die
schlimmsten Missstände zu beseitigen: Kleinere Fischereiflotten, gesunde
Meeresökosysteme, klare, verbindliche Regeln und Ziele, mehr Verantwortung für
nationale und regionale Behörden. Auch die Fischer sollen stärker in die
Pflicht genommen werden: Wer sich an die Regeln hält und schädliche Folgen der
eigenen Fischerei vermeidet, soll belohnt werden. Natürlich müssen
EU-Missmanagement und zu große Fangflotten beseitigt werden… aber es gibt
weitere Gründe dafür, dass der Fisch aus den Meeren verschwindet.
Nach
Ansicht von Greenpeace ist einer der Hauptgründe dafür, dass es so gut wie
keine ausgewiesenen Schutzgebiete gibt – aber gerade die Erholung der Meere
muss im Zentrum der Reform stehen. Nur so kann die Artenvielfalt im Meer
gerettet werden. Und nur durch konsequenten Meeresschutz lässt sich auf längere
Sicht auch die Versorgung mit Fisch sichern. Das bedeutet: Die EU darf keine
höheren Fangquoten festsetzen als wissenschaftlich empfohlen; was aber immer wieder
gemacht wird. Flottengröße und Fangzeitraum müssen sich an den vorhandenen
Fischbeständen orientieren. Dafür sind die besten verfügbaren Informationen
heranzuziehen. In besonders schützenswerten Gebieten muss die Fischerei
verboten sein. Dazu gehören unter anderem Laich- und Fütterungsgebiete.
Generell sollte nur kommerziell fischen dürfen, wer die Umwelt nicht schädigt.
Eine entsprechende Prüfung muss der Genehmigung vorangehen. Aber so weit will
die EU offenbar nicht gehen.
Und
nicht zuletzt: Jegliche Fischerei, die Herkunft aller Fischprodukte, alle
Entscheidungen müssen transparent und rückverfolgbar sein, denn eines der
schlimmsten Übel ist die illegale Fischerei; so ist der in der EU gebräuchliche
Terminus „Illegal, unreported and unregulated (IUU) fishing“ (zu Deutsch etwa: illegale,
nicht gemeldete und nicht regulierte Fischerei).
Kriminalität auf hoher See
Als
Illegale Fischerei wird in der Hochseefischerei der Fischfang durch diejenigen
Schiffe und Mannschaften bezeichnet, der gewerblich ohne die erforderliche
Lizenz betreiben wird; Greenpeace bezeichnet solche illegalen Fischer auch
treffend als Piratenfischer. Mit diesem Begriff wird auch ein
Zusammenhang mit einem Problem erkennbar, das seit Neustem allenthalben die
Medien beschäftigt – allerdings ohne wirklich Hintergründe und die Beteiligten
zu nennen; auch die EU spielt eine unrühmliche Rolle.
Die
Piratenfischer umgehen internationale Fischereiabkommen, indem sie ihre
Fangschiffe in Billigflaggen-Ländern registrieren lassen oder ganz ohne Flagge,
Länderkennzeichen und Namenszug fahren. Sie besitzen industrielle Fangschiffe
und jagen bevorzugt dort, wo Kontrollen die Ausnahme sind, etwa im Südpolarmeer
oder vor Westafrika, wo die Regierungen nicht über die Mittel verfügen, ihre
Küstengewässer ausreichend zu kontrollieren. Die Schiffseigner sitzen vor allem
in Europa, Japan, der Volksrepublik China und den USA. Greenpeace schätzt, dass
rund 1200 industrielle Fangfahrzeuge illegalen Fischfang betreiben.
Seit
dem Sturz der somalischen Regierung 1991 werden die Hoheitsgewässer vor Somalia
nicht mehr überwacht. Seither betreiben ausländische Fischtrawler, insbesondere
aus der EU, Russland und Asien illegalen Fischfang in diesen Gewässern. Die
Eindringlinge vertrieben die Boote einheimischer Fischer, beschossen deren
Insassen mit Wasserkanonen, kappten ihre Netze und nahmen dabei selbst den
Verlust von Menschenleben in Kauf. Wie die Organisation East African Seafarers'
Assistance Programme (SAP) berichtet, welche in den meisten der
Schiffsentführungen vor der somalischen Küste vermittelt, ist das illegale
Fischen die Wurzel für die Piraterie, da sich die einheimischen Fischer anfangs
bewaffneten und versuchten, die ausländischen Piratenfischer zu vertreiben.
Nachdem maritime Milizen zunächst illegal fischende Trawler aufgebracht und "Lizenz-Zahlungen" für deren Schwarzfischerei erhoben haben, wurden später auch Handelsschiffe gekapert. Zwischenzeitlich profitieren die illegalen Fischer vor Somalia von der „Operation Atalanta“ (von der EU durchgeführt) zum Schutz der Seefahrt vor Somalia und die Piraterie vor Somalia ist ein Geschäft des organisierten Verbrechens. Die UN hat schon vor Jahren einen Aktionsplan zur Bekämpfung der Piratenfischer aufgestellt und die EU ihrerseits hat am 10. Oktober 2007 ebenfalls ein Konzept für ihren Zuständigkeitsbereich vorgelegt. (Dokument KOM 2002/180 http://ec.europa.eu/cfca/index_en.htm ) - das sie also mit „Atalanta“ selbst bekämpft.
Diese
Regeln wurden nach und nach aufgestellt, um ein kohärentes System zu schaffen,
das das Problem der Piratenfischerei umfassend angehen soll. Beispielsweise ist
auf Initiative der EU in der RFO, die für die internationalen Gewässer des
Nordostatlantiks zuständig ist (NEAFC), im Mai 2007 ein neues Schema für
Hafenkontrollen in Kraft getreten. Diese Vorgehensweise setzt voraus, dass der
Staat, in dem sich der Hafen befindet, die Entladung erst erlaubt, wenn das
Flaggenland bestätigt hat, dass das Fischereischiff über eine ausreichende
Quote für den Fisch an Bord verfügte, dass diese Fänge im nationalen
Kontrollsystem eingetragen wurden und dass das Fanggebiet mittels der
Informationen, die man über das satellitengestützte Schiffsüberwachungssystem
erhalten hat, überprüft wurde. Ohne diese Bestätigung erteilt das Hafenland
keine Genehmigung für die Entladung. Dieser Regelung haben sich am 01.09.2009
insgesamt 91 Staaten – innerhalb der FAO – angeschlossen.
Das
System setzt aber weiter voraus, dass die Piratenfischer mit ihren Fangschiffen
überhaupt einen Hafen anlaufen! Oft werden illegale Fänge, direkt auf dem
Schiff verarbeitet, auf hoher See umgeladen; es gibt ernstzunehmende Berichte
die meinen, dass das schon die Regel sei. So wird das gut gemeinte Schema, als
ein grundlegendes Instrument gegen die Entladung von illegal gefangenem Fisch,
einfach unterlaufen. Hauptbeteiligte solcher Praktiken: Schiffe der EU. Auf
solche Schiffe wird keine Jagd gemacht und niemand bekommt Lizenzen entzogen.
Die
Partnerschaftsabkommen mit den Entwicklungsländern sollen es ermöglichen,
diesen bei der Verbesserung ihrer Infrastrukturen, ihrer Kontrollmittel und
ihren gesetzlichen Rahmen für die Bekämpfung der illegalen Fischerei zu helfen.
In diese Richtung gehende Initiativen laufen bereits, insbesondere im
westlichen, östlichen und südlichen Afrika sowie im Pazifik. Fortschritte sind
auch auf regionaler Ebene möglich, wie es die vor kurzem stattgefundene
Einführung eines regionalen Aktionsplans für den Indischen Ozean gezeigt hat.
Allerdings versickert ein beträchtlicher Teil der Hilfen (von der EU billigend
in Kauf genommen – ansonsten wären die Herrschaften naiv) in dubiosen Kanälen
Es
geht um das große Geschäft
Das
Problem der illegalen Fischerei ist enorm, meint OECD-Fischerei-Experte Michael
Lodge. Bis zu einem Fünftel der weltweiten Fänge sollen demnach ohne
Berechtigung aus den Meeren entnommen werden, sagte sie zu BBC-Online. 2005 hat
das britische Department for International Development den Wert der illegal
entnommenen Fische hochgerechnet und war auf eine Summe von jährlich neun Mrd.
Dollar gekommen. Wie dramatisch die Situation ist, zeigt sich am Beispiel des
westafrikanischen Staates Guinea während einer einmonatigen Expedition von
Greenpeace und der Environmental Justice Foundation. In dieser Zeit hatte rund
die Hälfte der vor der Küste des westafrikanischen Landes aufgegriffenen 92
Schiffe keine Lizenz.
"In
Wirklichkeit kennt man die Ausmaße der illegalen Fischerei nicht", meint
Bours. Die Zahlen und Daten wären Schätzungen. Eine Quantifizierung sei sehr
schwer. Eine neue EU-Richtlinie gegen die illegale Fischerei, tritt erst am 1.
Januar 2010 in Kraft, sie fordert eine genaue Bezeichnung über den Fisch, der
in Europa auf den Markt kommt. Eine ähnliche Regelung wird es auch für den
US-amerikanischen Markt geben. Damit werde der illegalen Fischerei die
Möglichkeit genommen, ihre Produkte auf den größten Märkten zu verkaufen.
"Das ist eine sehr effektive Methode", meint die Expertin. Für China
und Japan gebe es solche Richtlinien nicht.
Zum
Schluss
Anlass
für diesen Artikel ist der Wunsch Islands der EU beizutreten. Islands Fischer
sind das Rückgrat der Wirtschaft auf der Insel im Nordatlantik. Ich kann es
nicht nur gut verstehen, dass sie dem EU-Beitritt äußerst kritisch gegenüberstehen,
sondern ich begrüße das ausdrücklich. So wie uns das kleine Volk auf diesem
weit entfernten Außenposten Europas gezeigt hat wie man mit den Finanzhaien
umgeht, so sollen sie der EU zeigen wie man nachhaltig Fischerei betreibt und
den Beitritt von der Einhaltung IHRER Standards und der Erhaltung der Arten
abhängig machen.
Bei
fortschreitender Klimaerwärmung und der damit verbundenen maritimen
Veränderungen im Eismeer, wird die EU großes wirtschaftliches, strategisches
und politisches Interesse an Island haben; z.B. wenn sich die Nord-West-Passage
öffnet, wenn Island als Polanrainer Zugang zu Öl- und Gasvorkommen bekommt oder
die immense geographische Ausdehnung, welche die EU dann hinzugewinnt. Mit
diesen Pfunden muss Island – auch im Interesse des Artenschutzes in dem Ozeanen
– wuchern; in Verbindung mit den Gutmeinenden in der EU (die schon lange die
marode, hoch subventionierte und ineffektive Fangflotte verkleinern oder ganz
abschaffen will) sollte „ein Schuh daraus werden“.
Wir
müssen endlich einsehen, dass es die „wundersame Brotvermehrung“ einfach nicht
gibt (und so jemand der das angeblich schon einmal geschafft haben soll, weit
und breit nicht zur Verfügung steht). Wir können mit zwei Fischen nicht
Tausende sättigen – was im übertragenen Sinne bedeutet, dass es die Menschheit
auch beim Fisch mit einer endlichen Ressource zu tun hat. Nicht
Wundergläubigkeit führt zu akzeptablen Ergebnissen, sondern nur die Vernunft
(zu der die Menschheit grundsätzlich fähig ist – sie aber nicht oft einsetzt).
Wenn wir uns eine Zukunft ohne Fisch vorstellen wollen oder können, müssen wir
einfach weitermachen wie bisher. Anderenfalls aber… müssen wir was ändern und
z.B. Organisationen unterstützen, die den Politikern Druck machen.
Wilfried John
Weitere Informationen und Beteiligungsmöglichkeiten bei:
http://oceans.greenpeace.org/de/unse...ne/ueberfischung
http://www.wwf.de/unsere-themen/meer...esten/fischerei/
Weitere Informationen und Beteiligungsmöglichkeiten bei:
http://oceans.greenpeace.org/de/unse...ne/ueberfischung
http://www.wwf.de/unsere-themen/meer...esten/fischerei/
Ergänzung I
Geht
es noch schlimmer? Ja, natürlich. Was auf den Ozeanen mit der Verklappung des
Beifangs seinen Anfang nahm, wird an Land noch gesteigert! Hier reden wir von
der Verschwendung des wertvollsten maritimen Proteins zur Fütterung in der
Massentierhaltung zur Produktion billigsten Fleisches.*1 Hier reden wir vom
Einsatz von maritimen Lebens in Beauty-Produkten. Zum Einsatz kommen z.B.:
Fischeier in Duschgel, Chitin von Krebstieren in Haarfestigern oder – der
Gipfel der Sinnlosigkeit – Vitamin A aus Fischleber in sog. Anti-Aging-Cremes*2.
Last but not Least – die Verschwendung durch verkommen lassen. Pro Sekunde werden in Deutschland 313 Kilo genießbare Nahrungsmittel pro Sekunde entsorgt –
ob nach der Ernte, bei der Weiterverarbeitung, im Großhandel, im Restaurant
oder bei uns zu Hause*3.
Wie
man sich vielleicht denken mag, habe ich den Titel dieses Essays der Bibel
entlehnt – genauer gesagt aus dem Neuen Testament und der darin enthaltenen
Jesus-Geschichte von der Wundersamen Brotvermehrung. Wir Menschen tun auch so,
als ob die „Brotvermehrung“ wundersam ist – aber das ist sie nicht. Sie ist
gewalttätig! Und wenn das der Umgang des sog. Christlichen Abendlandes mit
ihrer kulturellen Wurzel sein soll, dann will ich mit Christentum nichts mehr
zu tun haben… zudem diese Christen, die genannte Jesus-Geschichte
offensichtlich nicht bis zum Ende gelesen haben. Als Jesus – heißt es dort –
mit fünf Broten und zwei Fischen die hungrigen 5000 gespeist hatte, befahl er
seinen Jüngern, die Reste einzusammeln, damit sie nicht verderben.
*1
https://de.wikipedia.org/wiki/Fischmehl
*3
https://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/ernaehrung-konsum/verschwendung/
Ergänzung
II
Aqua-Kultur – Sargnagel statt Rettungsanker
Aqua-Kultur – Sargnagel statt Rettungsanker
Wenn der Fischfang im Meer zurückgeht, warum die benötigten Fische nicht einfach züchten? Tatsächlich ist, die Aqua-Kultur ist der am stärksten wachsende Zweig der Fischereiwirtschaft. Bei Lachsen stammt inzwischen der Großteil der bei uns gehandelten Fische aus der Zucht. Doch die intensive Haltung erfordert viele Medikamente, und nicht gefressenes Futter verrottet auf dem Meeresgrund. Krankheiten der in schwimmenden Netzen gehaltenen Fische greifen auf die Wildbestände über und entflohene Zuchtlachse verändern die genetische Ausstattung der wildlebenden Bestände. Und das sind nur einige der Probleme, die durch die Zucht von Fischen im Meer entstehen können.
In
kleinem Rahmen ist durchaus eine Umstellung auf biologisch einwandfreie Haltung
der Fische möglich. Aber niemals der Ersatz für die riesigen Mengen der derzeit
noch im Meer gefangenen Fische. Das größte Problem ist die Ernährung der
Zuchttiere. Um ein Kilogramm Zuchtfisch zu erzeugen, benötigt man rund vier
Kilogramm Futter. Da fast alle Speisefische Raubtiere sind, benötigen sie
tierisches Eiweiß, also wiederum Fisch. Um nur die derzeit von den Fischern
erbeuteten Wildfische zu züchten, bräuchte man somit die vierfache Menge Fisch
als Futter aus dem Meer, insgesamt gewaltige 320 Millionen Tonnen jährlich!
Besonders
haarsträubend sind Entwicklungen bei der Haltung von Thunfischen in
Aqua-Kultur. Diese können nicht wie etwa die Lachse einfach nachgezüchtet
werden. Daher fängt man wildlebende Jung-Thune und mästet sie in großen Netzen
mit wertvollen Speisefischen. Die erwachsenen Thunfische kommen dann für viel
Geld auf die Luxusmärkte der Welt. Problem ist, dass diese
"Zuchtfische" bei ihrem Fang nicht zu den ohnehin schon viel zu hohen
Fangquoten hinzugerechnet werden. In ihren Käfigen haben sie aber, ebenso wie
die gleich beim Fang getöteten Thunfische, niemals die Möglichkeit für
Nachwuchs zu sorgen. Solcher Raubbau an der Natur wurde bislang von der
Europäischen Union (EU) sogar gefördert, aber wenigstens nicht aus dem
Fischereietat, wie Experten versicherten.
Alternativen
Bei all den Problemen der Intensivhaltung von Fischen erscheint es viel sinnvoller, einfacher und gesünder, wild gefangenen Fisch zu essen. Nur sollte er vernünftig und nachhaltig befischt werden und Zeit bekommen, sich wieder zu vermehren. Um Kaufentscheidungen zu erleichtern dient im Allgemeinen ein glaubwürdiges Ökosiegel. Ein solches Siegel, also ein Zertifikat für Fisch, Fischprodukte und Meeresfrüchte, die nach klaren Umwelt- und Sozialkriterien gefangen wurden, sind nach strengen Kriterien zu vergeben: Eine verantwortungsvolle Fischerei darf weder zu Überfischung noch zu einer Zerstörung von maritimen Lebensräumen führen.
Leider
ist die Vergabe von Ökosiegeln gerade für Meeresfisch äußerst schwierig. Oft
können nur kleine Fischereien wirklich als ökologisch bezeichnet werden; wie
z.B. die von Island. Es gibt mittlerweile einige Siegel, mit denen man sich
beim Kauf von Fisch orientieren kann. Eines davon kümmert sich um Wildfisch und
wird von Marine Stewardship Council vergeben. Dies ist eine Organisation, die
vom WWF und dem Lebensmittelkonzern Unilever ins Leben gerufen wurde. Ziel ist
die Zertifizierung von nachhaltig betriebener Fischerei. Produkte können mit
diesem Siegel ausgezeichnet werden. Die deutschsprachigen Seiten des MSC
stellen die Grundlagen des MSC dar und bieten Hilfen für den Einkauf.
http://www.msc.org/de
Ich selbst bin leidenschaftlicher Liebhaber von allem was aus dem Meer kommt und lecker zubereitet werden kann. Dennoch vermeide ich es übers Jahr größtenteils dieser Leidenschaft zu frönen. Ich erfülle mir meine Genusssucht lieber, wenn ich im Urlaub am Meer weile und kaufe dann entweder bei lokalen Fischern ein oder bevorzuge Restaurants die das tun. Sollte mir unterjährig der Sinn nach Fisch stehen, muss es nicht zwangsläufig Seefisch sein; eine Forelle ist auch lecker. Die auf dem deutschen Markt führenden Biolabel „Naturland“ und „Bioland“ haben in der WWF-Untersuchung gut abgeschnitten. Naturland zeichnet sich durch anspruchsvolle soziale Kriterien, Bioland durch hohe Umwelt- und Tierschutzstandards aus (diese Siegel gibt es auch in Österreich und der Schweiz). Soll es dann doch einmal etwas aus dem Meer sein (Muscheln, Shrimps oder Ähnliches), dann richte ich mich nach dem Fischratgeber meiner Organisation:
Ich selbst bin leidenschaftlicher Liebhaber von allem was aus dem Meer kommt und lecker zubereitet werden kann. Dennoch vermeide ich es übers Jahr größtenteils dieser Leidenschaft zu frönen. Ich erfülle mir meine Genusssucht lieber, wenn ich im Urlaub am Meer weile und kaufe dann entweder bei lokalen Fischern ein oder bevorzuge Restaurants die das tun. Sollte mir unterjährig der Sinn nach Fisch stehen, muss es nicht zwangsläufig Seefisch sein; eine Forelle ist auch lecker. Die auf dem deutschen Markt führenden Biolabel „Naturland“ und „Bioland“ haben in der WWF-Untersuchung gut abgeschnitten. Naturland zeichnet sich durch anspruchsvolle soziale Kriterien, Bioland durch hohe Umwelt- und Tierschutzstandards aus (diese Siegel gibt es auch in Österreich und der Schweiz). Soll es dann doch einmal etwas aus dem Meer sein (Muscheln, Shrimps oder Ähnliches), dann richte ich mich nach dem Fischratgeber meiner Organisation:
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